Deutsche Friedensgesellschaft - Vereinigte KriegsdienstgegnerInnen Mainz-Wiesbaden

Nachlese der Demo gegen die Militärverherrlichung

Die Demonstration war schon im Vorfeld ein Teilerfolg. Durch die bloße Anmeldung wurde das Thema "Ausstellung von militärischen Tötungsmaschinen" in das Blickfeld der lokalen Öffentlichkeit gerückt. Die Menschen wurden sensibilisiert. Viele fanden die Ausrichtung des Festes so nicht in Ordnung, was sich auch in Leserbriefen in den lokalen Zeitungen niederschlug.

So erklärte dann auch die Verbandsgemeindeverwaltung Nierstein-Oppenheim, dass sie kein Mitveranstalter des Freundschaftsfestes wäre. Die beiden geplanten Kampfpanzer wurden nicht ausgestellt. Dennoch war noch einiges militärisches Gerät auf der Ausstellung zu sehen. Der Black-Hawk-Hubschrauber wurde dennoch ausgestellt.

Im Vorfeld und bei der Eröffnungskundgebung verteilten wir Luftballons mit dem klassischen Symbol der Friedenstaube auf blauem Grund. Moritz von der Antifa Nierstein moderierte die Kundgebungen.

Bei der Eröffnung sprachen ein Vertreter der Antifa Nierstein und Tobias Pflüger (Informationsstelle Militarisierung, DFG-VK und Mitglied des Europäischen Parlamentes), der leider die Demonstration nicht weiter begleiten konnte, da er im Anschluss noch zu einem Treffen der IMI (Informationsstelle Militarisierung) musste.

Die Presse schätzte die Teilnehmerzahl der Demonstration zeitweise auf ca. 150 Menschen. Leider wurde die Route so abgeändert, dass sie keine Nähe zum Fest hatte - allerdings ist in Nierstein wirklich nichts weit voneinander entfernt. Die Demonstration führte zudem auch eher durch die Wohngebiete und ging nicht durch zentrale Punkte in Nierstein, wie wir es uns gewünscht hätten. Dabei wurde mit Sicherheitsbedenken argumentiert, die wir nicht nachvollziehen können.

Bei der Zwischenkundgebung auf dem Marktplatz sprach Friedel Grützmacher, Vizepräsidentin des rheinland-pfälzischen Landtages, die auch die Demonstration angemeldet hat. Sie hob unter anderem auf die Bedeutung von Freundschaftsfesten ab und das diese dem Frieden und der Verständigung zwischen den Völkern dienen soll. Sie betonte, dass dies wohl auch allen TeilnehmerInnen der Demonstration ein wichtiges Anliegen sei und dass gerade deshalb das Vorführen von militärischem Gerät zu verurteilen sei.

Im Anschluss erklärte ein Vertreter der Linkspartei.PDS nochmals ausdrücklich, dass Kriege aufgrund von wirtschaftlichen Interessen geführt werden und einer Umverteilung von unten nach oben dienten. Kriege seien keine letzte Lösung, sondern seien das letzte und gar keine Lösung. Er forderte Entwicklungshilfe statt Panzer, Medizin und Brot statt Waffen. Er verurteilte die schleichende Militarisierung unserer Gesellschaft, den Einsatz von "Propagandaoffizieren" der Bundeswehr in Schulen, die Existenz amerikanischer Atomwaffen in Rheinland Pfalz.

Tina Kemler (DFG-VK Gruppe Mainz) sprach in Ihrer Rede "Big-Band-Sound und Heldentum" über die schleichende Vermischung zwischen Militär und Zivilgesellschaft.

Die Demonstration zog dann weiter zum Pestalozziplatz, an dem die Abschlusskundgebung stattfand.

Als Abschlussredner sprach David Carson (US-amerikanischer Kriegsdienstverweiger, Mitglied des Military Counseling Network). Er erklärte ausdrücklich, dass er als US-Amerikaner und auch als stolzer Texaner diese Rede hält. Er verurteilt die Kritik, die jeder Friedensdemonstration Antiamerikanismus vorwerfen würde. Die Welt würde aber die USA auch als Militärmaschine wahrnehmen.

David Carson:

"Because I want't to be proud to be American. I like to be proud someday to say, that I come from a land that lay down their weapons and open their arms for a world of peace. And that's what I'm here for."

Moritz von der Antifa Nierstein erklärte, dass es sein könne, dass sie ihren Treffpunkt verlieren würden. Das Gebäude am Pestalozziplatz 1 stünde unter Denkmalschutz, wäre aber sehr lange nicht mehr renoviert worden. Jetzt würde von der Stadt her argumentiert werden, dass es sehr teuer wäre die Renovierungsarbeiten durchzuführen. Deshalb solle das Gebäude verkauft werden.

Eine Vertreterin der Vorbereitungsgruppe der Demonstration lud zu einer Demonstration nach Frankfurt ein. Anlässlich des 20. Jahrestages des Todestages von Günter Sare, der 1985 bei einem Wasserwerfereinsatz ums Leben kam. Die Kundgebung findet am 28. September um 17 Uhr an der Kreuzung Hufnagelstraße/Frankenallee in Frankfurt statt.

Die Demonstration verlief in einer angenehmen Stimmung. Dies ist wohl auch der Niersteiner Bevölkerung zu verdanken, die meist positiv auf die Demonstration reagierten.

Einige der Luftballons mit der Friedenstaube sind tatsächlich auch auf dem deutsch-amerikanischen Freundschaftsfest angekommen. Eine Person erhielt deshalb Platzverweis wegen dem Verschenken von Luftballons (siehe auch das Interview als MP3).

Letztes Update: 03.11.2007, 13:06 Uhr