Deutsche Friedensgesellschaft - Vereinigte KriegsdienstgegnerInnen Mainz-Wiesbaden

"Frieden im Nahen Osten" - eine Nachlese

Etwa 30 Menschen fanden sich ein, um am 10. Oktober den Vertretern der israelischen Friedensorganisation New Profile zuzuhören, obwohl trotz zweier Pressemitteilungen die Veranstaltung nicht einmal in den Terminkalendern der lokalen Presse aufgeführt war. Nach einem etwa zweistündigem Vortrag der beiden Referenten wurde die Veranstaltung nach einer Diskussion in kleinerem Kreis in einer Gaststätte fortgeführt.

Wir danken Heike Makowski für die hervorragende Übersetzung, des in Englisch gehaltenen Vortrages.

"Seit dem 11. September 2001 ist es legitim geworden, Hass gegen Araber zu haben."

Lotahn Raz und Neta Rotem zeichneten eindringlich ein Bild der israelischen Gesellschaft, welches selten in unseren Medien vorkommt. Sie hoben stark auf die Situation der Palästinenser in Israel und in den besetzten Gebieten ab.

"Seit dem 11. September 2001 ist es legitim geworden, Hass gegen Araber zu haben." erklärte Raz. In Israel wären Vorurteile gegen PalästinenserInnen sehr massiv. Er selber sei in der Überzeugung aufgewachsen, dass sie ständig in Gefahr lebten. Israel sei umzingelt von Moslems und müsse kämpfen, um zu überleben.

"Ich halte diese Mauer aber für eine große Trennungsmauer, sowohl physisch als auch symbolisch."

Dabei würden die Israelis aufwachsen, ohne arabische Menschen kennenzulernen. Die in Israel lebenden PalästinenserInnen hätten nie volles Bürgerrecht erlangt. Die Palästinenser in den besetzten Gebieten lebten in einem Militärstaat.

Jeder Israelische Bürger müsse mit 18 Jahren zur Armee gehen. Für die eigentliche harte Arbeit im Rahmen der Besatzung werden vorwiegend männliche Soldaten eingesetzt. Männer werden dazu erzogen, stark, hart, tapfer zu sein - sie sollen keine Gefühle zeigen.

Die Männer an den Kontrollposten - die oft ihren Militärdienst ableisteten - seien sehr verängstig. Sie hätten Angst, dürften es aber nicht zeigen. Das Maximum an Kommunikation fände zwischen Palästinensern und den Soldaten an den Kontrollposten statt. Diese Kontakte wären aber kaum geeignet ein Klima des Verständnisses füreinander zu schaffen.

"Es ist weder die Schuld der Israelis noch die Schuld der Palästinenser!", betone Lotahn.

"Der Hass der Palästinenser wird wachsen."

Neta Rotem kritisierte die israelische Regierung. Scharon arbeite scheinbar für Frieden, aber leider es sei offensichtlich, dass dies nicht zum Frieden führen würde, erklärte sie.

Die meisten Israelis würden die gebaute Mauer als Sicherheitsmauer ansehen. "Ich halte diese Mauer aber für eine große Trennungsmauer, sowohl physisch als auch symbolisch.", so Rotem.

Der Mauerbau geschähe jetzt. Rotem könne ihre palästinensischen Freunde nicht mehr besuchen, wenn sie wieder in Israel sei. Aber diese Trennung von Menschen sei nicht das einzige Problem. Die Mauer mache das Leben für viele Palästinenser unmöglich. "Sie werden das Land verlassen müssen.", erklärte sie. Die Mauer verlaufe nicht an der israelischen Grenze, sondern zum Teil sechs Kilometer ins Westjordanland hinein. Oft umkreise die Mauer palästinensische Dörfer. Die Mauer entzöge vielen palästinensichen Menschen, die von ihrem Land getrennt leben müssten, die Lebensgrundlage. Sie verlören Arbeitsplätze, könnten keine Häuser bauen. Langfristig würden viele Menschen das Westjordanland verlassen müssen.

"Der Hass der Palästinenser wird wachsen.", so Rotem.

Friedensbewegung in Israel

Raz schilderte dann die Entwicklung der Verweigerungsbewegung. 1999 seien es nur sehr wenige gewesen, die den Militärdienst verweigerten. Trotz immer härterer Strafen gegenüber Kriegsdienstverweigerern wäre die Zahl der Verweigerungen aber seitdem größer geworden. Vor einem halben Jahr hätten 350 junge Männer und Frauen öffentlich ihre Verweigerung erklärt. Eine große israelische Zeitung habe diese Erklärung auf der Titelseite abgedruckt.

New Profile fördere das Kennenlernen zwischen Palästinensern und Israelis ein. New Profile will dazu beitragen, dass aus Kontakten zwischen Israelis und Palästinensern ein gegenseitiges Verständnis erwächst - und sich ein immer größerer Widerstand in der israelischen Bevölkerung gegen die momentane Regierungspolitik entwickelt.

Weitere Informationen über die Arbeit von New Profile findet Ihr auf folgender Homepage (www.newprofile.org).

Letztes Update: 03.11.2007, 13:06 Uhr