Deutsche Friedensgesellschaft - Vereinigte KriegsdienstgegnerInnen Mainz-Wiesbaden

Bundeswehrwerbung mit Spektakel skandalisieren!

Was können wir den zunehmenden Rekrutierungs- und Werbemaßnahmen der Bundeswehr entgegensetzen? Diese Frage stand im Mittelpunkt des Seminars des DFG-VK Bildungswerks Hessen am 29. März zu den Rekrutierungsmaßnahmen der Bundeswehr und Aktivitäten dagegen.

Während der legale Kriegsdienstzwang nach wie vor beibehalten wird, wirbt die Bundeswehr verstärkt um Freiwillige für die Auslandsinterventionen. Ein Teil des Personals für die Auslandseinsätze rekrutiert sich noch traditionell aus sogenannten Wehrpflichtigen, die sich länger verpflichten. Aber schon jetzt werden 60% extern angeworben. Die Bundeswehr sucht dabei, laut Heeresinspekteur General Budde den „archaischen Kämpfer und den, der den High-tech-Krieg führen kann.“

Die Bundeswehr zeigt Präsenz auf Messen, Märkten und Volksfesten, drängt mit ihren Positionen in die Schulen, und nicht zuletzt versucht sie, aus der beruflichen Perspektivlosigkeit und der sozialen Zwangslage vieler jugendlicher Erwerbsloser Kapital zu schlagen. Die Kooperation von Arbeitsagenturen und Jobcentern mit der Bundeswehr ist mittlerweile nichts Neues mehr.

Die Bundeswehrwerbung reicht von reiner Imagepflege bis hin zur konkreten Personalanwerbung. Wie Frank Brendle (DFG-VK Berlin) erläuterte, wird die Bundeswehr ihre Rekrutierung in Zukunft noch aggressiver betreiben, weil aufgrund der demographischen Entwicklung die Jahrgangsstärken der 18-jährigen zurückgehen und weil es für die Bundeswehr schwieriger wird, die passenden Rekruten zu gewinnen. Schon jetzt werden viele Bewerber zurückgewiesen, weil sie körperlich nicht fit genug sind oder den Bildungsanforderungen nicht entsprechen.

Für umso nötiger hielten es die Seminarteilnehmenden, die Arbeit gegen die Bundeswehrrekrutierung zu intensivieren. Ariane Dettloff präsentierte beeindruckende, phantasievolle und inspirierende Aktionen der Initiative Bundeswehr wegtreten aus Köln und anderen deutschen Städten.

Aktionen gegen Bundeswehrwerbung sollen nicht nur ins Bewusstsein rufen, dass eine Verpflichtung zur Bundeswehr eben nicht der normale Job ist, als der er gerne dargestellt wird. Darüber hinaus geht es darum, zu skandalisieren, dass die Bundeswehr das Kriegshandwerk als Beruf anbietet. Der Protest soll am besten von möglichst viel Spektakel und phantasievollen Aktionen begleitet werden, bei denen man auf der antimilitaristischen Seite den Spaß hat. Es darf nicht als normal hingenommen werden, dass die Bundeswehr in immer mehr Bereichen des täglichen Lebens präsent ist.

Aus den USA ist bekannt, dass viele Menschen aufgrund falscher Versprechungen oder unzutreffender Suggestionen ins Militär gelockt werden. Es ist eine Aufgabe der Friedensbewegung in Deutschland zu überprüfen, ob hier ähnlich betrügerisch gearbeitet wird oder ob sich die Bundeswehr darauf beschränkt, die unangenehmen Aspekte der Kriegseinsätze herunterzuspielen oder zu verschweigen.

Früher hat sich in den meisten Ländern die antimilitaristische Arbeit auf den Widerstand gegen die Zwangsrekrutierung zum Militär und die Unterstützung von Kriegsdienstverweigerung konzentriert. Mittlerweile hält nur noch eine Minderheit der NATO- und EU-Staaten am Kriegsdienstzwang fest. Dementsprechend haben sich die Gewichte verschoben. Die Rekrutierung über Werbemaßnahmen tritt entweder ganz an die Stelle des legalen Zwangs oder nimmt, wie in Deutschland, an Bedeutung zu. Gleichzeitig wächst aber auch der Widerstand dagegen, der in den USA als Counter-Recruitment bekannt geworden ist, auf Deutsch Antirekrutierung genannt.

Dieser Entwicklung trägt auch die War Resisters’ International Rechnung, indem sie die Antirekrutierung zum Schwerpunktthema des diesjährigen Internationalen Tags der Kriegsdienstverweigerung am 15. Mai gemacht hat – für die Anwesenden beim Seminar ein naheliegender Termin für Aktivitäten. Es wurden Aktionen gegen Bundeswehrwerbung am und rund um den 15. Mai für Orte in Rheinland-Pfalz und Nordrhein-Westfalen angekündigt.

Dass Kriegsdienst auch krank machen kann, verdeutlichte zum Schluss des Seminars ein Film über traumatisierte Bundeswehrsoldaten, deren Zahl in Zukunft zwangsläufig steigen wird.

 

Das DFG-VK Bildungswerk Hessen und Connection e.V. publizieren eine Broschüre mit Beiträgen des Seminars und weiteren Texten zum Thema.

Für 2 € + Porto erhältlich bei:

Letztes Update: 18.04.2008, 09:11 Uhr