Deutsche Friedensgesellschaft - Vereinigte KriegsdienstgegnerInnen Mainz-Wiesbaden

5. Besuch bei der Frauen-Gesellschaft gegen Umweltverschmutzung

Die heutige 88-jährige Begründerin der NGO "Women Society Against Enviromental Pollution (WSAEP)", Frau Mahlagha, begrüßte uns. In ihrer Einführung in die Struktur und Ziele der Gruppe machte sie deutlich, warum sie gerade Frauen für besonders geeignet hält, für die Bewahrung der Schöpfung Verantwortung zu übernehmen.

Die NGO startete 1993 und wurde im Frühjahr 1995 offiziell registriert. Derzeit gibt es 1040 Mitglieder in Teheran, ca. 5000 im ganzen Land. 80 Prozent der Mitglieder sind Frauen.
Insgesamt seien etwa 250 Nichtregierungsorganisationen im Iran im Umweltbereich aktiv.

Konkret protestierten Mitglieder von WSAEP gegen den Bau einer neuen Autobahn, die in den Norden des Landes führen sollte. JournalistInnen wurden vor Ort eingeladen, sich ein Bild von der geplanten Zerstörung eines ökologisch wertvollen Waldgebietes zu machen. Protestbriefe an die Regierung blieben erfolglos. Durch den Ankauf von Land sollten nach Beginn der Bauarbeiten weitere Zerstörungen vermieden werden. Aktive von WSAEP stellten sich mit Transparenten den Bulldozern in den Weg. Trotz allen Widerstandes wurde die Autobahn dennoch gebaut.

Während unseres Aufenthaltes wurde wegen der katastrophalen Luftwerte in der ca. 10 Millionen EinwohnerInnen zählenden Metropole Teheran für zwei Tage die Kinder angewiesen, zu Hause zu bleiben, um den Verkehr in der Stadt nicht noch weiter zu belasten.
Es gibt lediglich zwei U-Bahn-Linien in Teheran in den beiden Hauptrichtungen Ost-West und Nord-Süd.

Im Bereich der erneuerbaren Energien mache das Land Fortschritte. Erste Windparks seien am Entstehen, mit Deutschland gebe es eine intensive Zusammenarbeit im Solarenergie-Bereich, mit der Schweiz beim Bau von Geothermie-Kraftwerken.
In Esfahan sei gerade eine neue Firma zur Produktion von Solaranlagen gebaut worden.
NGO´s würden landesweit dafür arbeiten, erneuerbare Energien zu promoten.

Auf einen Brief von WSAEP an die iranische Regierung, das Kyoto-Protokoll zu unterzeichnen, habe diese ablehnend reagiert. Die nationalen Interessen stünden über der Unterzeichnung.

Zur Atomenergie äußerten sich Mitglieder von WSAEP negativ: Am Ende der angeblich sauberen Atomenergie stünden immer radioaktive Abfälle, deren Entsorgung weltweit nicht gelöst sei.

Die Investitionen ausländischer Firmen seien ambivalent zu sehen. Einerseits würden Arbeitsplätze geschaffen, andererseits seien auch gerade ausländische Firmen stark an der Umweltbelastung im Lande beteiligt.
NGO´s im Lande wurden gewarnt, sich in politische Themen einzumischen.

Nach Ansicht der Mitglieder von WSAEP sei der weltweite Kapitalismus, dem es nur um Profit geht, maßgeblich verantwortlich für Umweltzerstörungen im Iran.

Als im April 2000 die Heinrich-Böll-Stiftung 20 IranerInnen aus dem Bereich der iranischen NGO´s nach Berlin eingeladen hatte, wurden diese nach ihrer Rückkehr im Iran festgenommen. Dieser Schock sitze immer noch tief und wirke nach. Kontakte ins Ausland seien zwar durchaus erwünscht, könnten für die Arbeit vor Ort allerdings auch kontraproduktive Auswirkungen haben.
Unter den Festgenommenen war auch eine Mitarbeiterin von WSAEP. Ihrem Rechtsanwalt sei es gelungen, den Vorwurf der Gefährdung der nationalen Sicherheit zu entkräften und mit Verweis auf Artikel 15 der iranischen Verfassung, demzufolge die Umwelt des Landes zu schützen sei, eine drohende Gefängnisstrafe in eine Geldbuße umzuwandeln.

Letztes Update: 03.11.2007, 13:06 Uhr