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Flugblatt der Lebenslaute zu den Konzerten gegen Mittelstreckenwaffen als pdf-Datei
Plakat zu den Konzerten der Lebenslaute als pdf-Datei
Aktionstage Freitag bis Dienstag, 6. bis 10. Juni 2025 (Pfingsten)
Die musikalische Aktionsgruppe Lebenslaute setzt sich den Plänen der Rüstungslobby entgegen. In Wiesbaden musizieren wir Werke von J. S. Bach, G. F. Händel, Frederic Rzewski, Kurt Weill u. a.
Unter dem Namen Lebenslaute engagieren sich seit 1986 musikalische Laien und Profis mit Orchesterinstrumenten, im Chor, bei der Aktionsunterstützung sowie als ZuhörerInnen. Lebenslaute verbindet klassische Konzerte mit Aktionen „Zivilen Ungehorsams“. Gewaltfreiheit ist unsere wichtigste Waffe, die Wirkung klassischer Musik zur Schaffung guter Schwingungen unsere große Entdeckung.
Wir bringen unsere Musik gerade dort zum Klingen, wo dies nicht erwartet wird: Auf Militärübungsplätzen und Abschiebeflughäfen, vor Nuklearanlagen und Raketendepots, in Ausländerbehörden und an anderen Menschen bedrohenden Orten. Die erste Aktion von Lebenslaute 1986 betraf genau dieselbe Militäreinheit wie in diesem Jahr, das 56th Artillery Command der US-Armee, das damals in Mutlangen stationiert war und heute in Wiesbaden sitzt.
Bei der Wahl unserer Konzertorte und Aktionsformen fragen wir mehr, was legitim, als was legal ist. Wir suchen die politische Auseinandersetzung durch angekündigten und bewussten Gesetzesübertritt: Blockaden, Besetzungen, Entzäunungen, Betreten verbotener Orte. Dabei ist es uns wichtig, lokale Protestbewegungen zu stärken. Entscheidungen treffen wir basisdemokratisch, Bedürfnisse, Ideen und Bedenken aller sollen berücksichtigt werden. Es bleibt stets in der Verantwortung der Teilnehmenden, wie weit sie sich einbringen und was sie riskieren. Betroffene möglicher rechtlicher Konsequenzen unterstützen wir solidarisch.
Im Sommer 2024 kündigte eine deutsch-amerikanische Erklärung die Stationierung von Mittelstreckenwaffen in Deutschland an– ohne Beteiligung der Parlamente, ohne ein Angebot von Verhandlungen. Diese sind Teil des seit 2017 aktivierten Konzepts der „Multi-Domain Task Forces“ (MDTF, Mehrbereichs-Einsatzgruppen). Es will Streitkräfte zu Land, auf See, im virtuellen Raum und im Weltraum vernetzen und mit hohem Tempo zum Einsatz bringen. Weltweit unterhält die US-Armee fünf MDTF. Da Mittelstreckensysteme hier eine zentrale Rolle spielen, liegt es nahe, dass Donald Trump deshalb 2019 den INF-Vertrag gekündigt hat, der eine Stationierung der 2 Mittelstreckenwaffen verboten hätte.
Damit ist eine Situation geschaffen, wie sie dem Horrorszenario der 80-er Jahre entspricht, gegen das Hunderttausende in Deutschland und ganz Europa auf die Straßen gegangen sind: Stationierung von Raketen, die unter Umständen nuklear bewaffnet werden können, Moskau erreichen können und damit einen nuklearen Präventivschlag herausfordern. Anders ist allerdings, dass die neuen Raketen (Hyperschall) erheblich schneller sind und durch sehr kurze Vorwarnzeiten kaum abgefangen werden können. Mit diesen Angriffswaffen können sogenannte Enthauptungsschläge durchgeführt werden, was zu Präventivschlägen herausfordert.
Auch Fehlalarme, die uns in den vergangenen Jahrzehnten schon mehrmals an den Rand eines Atomkrieges geführt haben, können kaum mehr identifiziert werden. Russland hat bereits mit der Absenkung seiner nuklearen Einsatzschwelle sowie der Entwicklung und dem Einsatz des Mittelstreckensystems „Oreschnik“ reagiert.
George Lee Butler, einst Oberbefehlshaber der US-Atomstreitkräfte, sagte: "Wir handelten wie ein Betrunkener beim russischen Roulette, der zehnmal die Pistole abdrückt und dann erklärt: Guck mal, es ist überhaupt nicht gefährlich. Es ist ein Wunder, dass wir es geschafft haben, uns irgendwie durchzuwursteln. Nukleare Abschreckung ist ein Hasardspiel, das irgendwann verloren geht." (Spiegel 1998)
Mit der Stationierung der Mittelstreckenwaffen werden Mainz und Wiesbaden noch mehr zur Zielscheibe eines russischen Angriffs. Sollte dieser sich gezielt nur gegen die Multiple Domain Task Force in Mainz-Kastel richten, wäre dieser Ort völlig zerstört. Sehr viel wahrscheinlicher ist aber, dass damit auch das nahegelegene Hauptquartier der US-Army zerstört werden soll. Dazu braucht es zumindest eine Atombombe mittlerer Größe, die dann Mainz und Wiesbaden völlig zerstören würde und Hundertausende Todesopfer und Schwerstverletzte fordern würde.
Diese Bedrohung unserer Sicherheit nehmen wir nicht hin! Die Menschheit hat andere Sorgen, als selbstmörderische Militärspiele zuzulassen.
Wir fordern:
Ort unseres Protests: Am US-Militärgelände in Mainz-Kastel, auf dem sich seit 2021 die Multi-Domain-Task-Force und das 56. Artilleriekommando befinden, das für den Einsatz von Mittelstreckenwaffen (Hyperschallwaffen) vorgesehen ist.. Die für 2026 geplante Stationierung der transportfähigen Raketen könnte an vielen Orten erfolgen, so zum Beispiel auch in Grafenwöhr, dort sind 2018 die Raketenkanoniere der 41. Feld-Artillerie-Brigade eingezogen (wie schon in den 1980er Jahren). Die MDTFWiesbaden ist dem EUCOMin Stuttgart unterstellt.