Aktuell > Mainz-Wiesbadener Ostermarsch 2011 > Rede von Uta Binz
in einer gekürzten Version vorgetragen beim Ostermarsch in Mainz, 23. April 2011
Von Andersdenkenden hört man dann oft: Das geht nicht. Der Mensch ist aggressiv, von Grund auf schlecht. Deshalb muss es Militär immer geben. Da wird sich nie etwas ändern.
Meine Antwort darauf ist:
Ihr habt recht, Wenn Kriege nicht geächtet werden, sondern als politische Maßnahmen eingesetzt, um sogenannten Frieden und Demokratien anderen Ländern aufzuzwingen. Kriege bringen nie Frieden sondern Leid, Tod, Hass, Vergeltungsfantasien- und Vergeltungsschläge.Das sehen wir in Afghanistan und überall in Konflikten und Krisengebieten.
Ihr habt auch Recht, wenn ihr die Bundeswehr in die Schulen schickt, um dort für neue Soldaten zu werben.
Ihr habt Recht, wenn nicht schon den Kindern gewaltfreie Wege gezeigt werden, die sie beschreiten können. Denn friedliches Denken und Handeln beginnt schon bei den Kleinen im Kopf, müssen gelernt und eingeübt werden. Dann kann und wird sich was ändern, dann wird die Militarisierung in der Gesellschaft abnehmen. Dann können Waffensysteme abgebaut, Armeen verkleinert werden, dann kann einmal Militär ganz verschwinden. - Aber das ist leider ein langwieriger Prozess, der nicht von heute auf morgen vollendet ist. Er hat aber Vorbildfunktion, andere Staaten werden - um Geld zu sparen - es nachmachen. - Die Angst, Deutschland und Europa stünden plötzlich ohne Militär schutzlos da, könnten überrollt und erobert werden, ist deshalb vollkommen irrational.
Rational und real ist dagegen die Gefahr, die von Atomwaffen ausgeht, die beispielsweise bei uns in Büchel, in Israel, Pakistan, Indien und anderswo lagern und mit denen gedroht wird. - Ist etwa vergessen, dass die Atombomben - in Amerika entwickelt - und im 2. Weltkrieg über Hiroshima und Nagasaki gezündet, hunderttausendfachen Tod für Menschen und Tiere dort gebracht haben? Und dass das Leiden und Sterben dort weitergeht, denn die Strahlung tötet und schädigt über Generationen hinweg, verändert Gene, verursacht Krebs noch bei Kindern und Kindeskindern, auch schwache Strahlung ist in Verdacht schädlich zu sein, nicht zu reden von den psychischen Traumen.
Insofern sind auch die AKWs, die unberechenbaren "Töchter" der Atombomben gefährlich. In gewisser Weise sind sie die "Abfallprodukte" der Atombomben. - Eisenhower setzte sich 1953 unter dem Begriff "Atoms for Peace" für die sogenannte friedliche Nutzung der Atomkraft ein. 1958 nutzte die US Marine die AKWs für atomare U-Boote. 1954 stand schon der erste Reaktor in Obminsk/Sowjetunion, und 196l wurde das erste AKW in Deutschland, in Kahl, gebaut. Mittlerweile gibt es 500 AKWs auf der Welt. - Ursprünglich galt Atomstrom als "saubere" Energie, als die Alternative zu den Luft verpestenden Kohlekraftwerken. Aber wohin mit den strahlenden Kernstäben? - Experten errechneten, dass etwa alle 10 000 Jahre sich ein GAU ereignen wird wie in Harrisburg und Tschernobyl. Das müsste dann bei 500 AKWs alle 20 Jahre eintreten. Mit Fukushima haben wir nun nach 25 Jahren den neuen GAU, und so wird es weitergehen, wenn wir uns nicht von dieser lebensfeindlichen Energieversorgung verabschieden.
300 Wissenschaftler haben inzwischen ausgerechnet, dass in Deutschland bis 2020 alle AKWs abgeschaltet werden können, ohne dass hierzulande die Lichter ausgehen und aus dem Ausland Strom dazu gekauft werden muss. Ungefährliche Energiequelllen müssten nur konsequent weiter entwickelt werden.
Aber jedes AKW birgt noch eine weitere potentielle Gefahr. Das darin entwickelte Plutonium kann zum Bau von Atombomben verwendet werden. Es könnte für atomare Terroranschläge verwendet werden, warnt Prof. Graham Allison von der Harvard-Universität.
Auch von den Rüstungsbetrieben, die todbringende Waffen in alle Welt verkaufen, können und müssen wir uns verabschieden. Längst gibt es ausgearbeitete Pläne zur Herstellung von zivilen Produkten in diesen Fabriken. Diese Pläne liegen in Schubladen und warten auf ihre Umsetzung. Kein Angestellter braucht also Angst um seinen Arbeitsplatz zu haben. Die Stellen bleiben erhalten. Man muss den Wandel, die Konversion, nur wirklich wollen.
Wenn unsere Regierungen konsequent mit dem Abbau des Militärs anfangen würde, könnten die eingesparten Gelder für soziale Projekte, zur Schuldentilgung und nicht zuletzt zur Beseitigung des Hungers in der Welt benutzt werden. Alle Menschen könnten dann endlich satt werden.