Deutsche Friedensgesellschaft - Vereinigte KriegsdienstgegnerInnen Mainz-Wiesbaden

Antimilitaristische pazifistische Aktion am Volkstrauertag

Gesendet: Donnerstag, 17. November 2016 um 13:30 Uhr
Von: Hans Ripper

Sehr geehrte Damen und Herren,

aus antimilitaristischer pazifistischer Motivation habe ich von einem Kranz, der am Volkstrauertag Kriegstote ehren sollte, die Schleife mit dem Aufdruck „Der Oberbürgermeister – Landeshauptstadt Mainz“ um diese Zeilen gekürzt. Die „Ehrung“ erfolgte durch einen Marineverein am Kriegsmarinedenkmal am Fischtorplatz in Mainz. Das Denkmal wurde im Jahr 1939 von den Nationalsozialisten errichtet. Damals gedachte man einem  zu Beginn des Ersten Weltkrieges untergegangen Kriegsschiffes mit dem Namen „Mainz“. Trotz einer kriegstreibenden Inschrift, die gleichzeitig der ums Leben gekommenen Soldaten gedenkt, überlässt der Oberbürgermeister den steuerfinanzierten Kranz dem Marineverein, um dort Tote zu ehren, wo gleichzeitig zu Kriegen auf gerufen wird. Diese Ehrung geschieht in dieser Form seit Jahren.

Die Inschrift auf dem Denkmal lautet: Der Patenstadt Mainz - Deutschlands Kriegsmarine - Deutschem Kreuzergeist zur Ehre - Für die Wahrung des Rechts u. Wahrung der Ehre des Reichs - In allen Meeren Schutz dem Frieden der Welt - Zum ewigen Gedenken an den heldenhaften „Kreuzer Mainz“ Patenschiff unserer Stadt am 28. Aug. 1914 mit wehender Flagge ehrenhaft vor dem Feind im Seegefecht vor Helgoland gesunken. 163 Kameraden starben hierbei den Heldentod. Kommandant Kapitän zur See Wilh. Paschen. Gleichzeitig sanken die Kreuzer Köln und Ariadne und Torpedoboot V187-Den Gefallenen zum Gedächtnis - Den Lebenden zur Anerkennung - Künftigen Geschlechtern zur Nacheiferung.

Vor zwei Jahren habe ich den Kranz abgehängt und ins Rathaus zurück gebracht. Letztes Jahr ihn erneut entfernt und entsorgt. Meine „Diebstähle“ blieben bisher ungeahndet. Dem OB habe ich jeweils ein Schreiben über meine Aktion zugeschickt. Im ersten Jahr hat er geantwortet, im zweiten kam keine Reaktion. Auch dieses Jahr hat der OB ein Fax von der etwas anderen Aktion von mir erhalten. Darin teile ich ihm erneut mit, dass Totenehrung und Aufruf zu neuen Kriegen nicht zusammen passen. Er solle die Totenehrung an diesem Ort bitte bleiben lassen. Mit zwei Textstellen der Inschrift begründete ich den Hinweis auf neue Kriege.  

„Künftigen Geschlechtern zur Nacheiferung“ – Mit der Empfehlung zur „Nacheiferung“ wirbt die  Bundeswehr im öffentlichen Raum um Anerkennung ihrer  „notwendigen“ Kriege und an Schulen und bei Veranstaltungen für Berufsanfänger zusätzlich um Rekruten.“

Weiter im Inschrift Text, „Der Patenstadt Mainz - Deutschlands Kriegsmarine - Deutschem Kreuzergeist zur Ehre - Für die Wahrung des Rechts u. Wahrung der Ehre des Reichs - In allen Meeren Schutz dem Frieden der Welt“ – Mit dem Kreuzer „Mainz“, ausgerüstet mit Torpedos, wird an dieser Stelle für Krieg geworben. Mit Waffen lässt sich kein Weltfrieden herstellen. Auch die Bundeswehr lässt sich von dem Gedanken leiten “den freien und ungehinderten Welthandel als Grundlage unseres Wohlstands zu fördern und dabei die Kluft zwischen armen und reichen Weltregionen überwinden zu helfen.“ (Zitat aus dem Weißbuch des Bundesministeriums der Verteidigung) Und will die Sicherheit der Bundesrepublik Deutschland offensichtlich mit Drohung und Einsatz von Waffen erreichen. - Bereits Produktion und Export von Waffen schaffen Armut und neue Kriege.“

Den Brief an den OB und ein Bild sind angehängt.

Mit freundlichen Grüßen
Hans Ripper

An den Oberbürgermeister der Landeshauptstadt Mainz

Sehr geehrter Herr Oberbürgermeister,

leider haben Sie dem Marineverein dieses Jahr zum Volkstrauertag erneut einen Kranz mit dem Schleifenaufdruck „Der Oberbürgermeister – Landeshauptstadt Mainz“ überlassen. Ich habe Sie bereits die beiden letzten Jahre gebeten, das zu unterlassen. Der Verein hat den Kranz zum Gedenken an Kriegstote an das Kriegsmarinedenkmal am Fischtorplatz gehängt.

Dieser steuerfinanzierte Kranz soll nach Ihrer Auffassung nur einer Totenehrung dienen, teilten Sie mir mit. Tut es aber nicht. Insbesondere zwei Textstellen der Inschrift des Denkmals rufen zu neuen Kriegen und deren Werbung auf. Nicht nur Pazifisten werden erkennen, dass es unangemessen ist, Kriegstotenehrung mit einem Aufruf zu erneuten Kriegen in Zusammenhang zu bringen. Dazu gehören auch die neuen Kriege der Bundeswehr, die offiziell Auslandseinsätze genannt werden. Solcher Art öffentliche Ehrung will ich auch weiterhin nicht tatenlos zusehen. Deswegen habe ich den Schleifenaufdruck entfernt.

Die eine Textstelle der Inschrift des Denkmals lautet, „Künftigen Geschlechtern zur Nacheiferung“ – Mit der Empfehlung zur „Nacheiferung“ wirbt die Bundeswehr im öffentlichen Raum um Anerkennung ihrer „notwendigen“ Kriege und sowohl an Schulen als auch bei Veranstaltungen für Berufsanfänger um Rekruten. Es werden sogar junge Menschen unter 18 Jahren für den Soldatendienst angeworben. Laut Spiegel-Online vom 10.11.2016 <http://www.spiegel.de/politik/deutschland/bundeswehr-zahl-minderjaehrige- soldaten-erreicht-hoechststand-a-1120619.html#ref=rss> hat „die Zahl der minderjährigen Rekruten bei der Bundeswehr einen neuen Höchstwert erreicht. Zum Stichtag 1. November waren 1576 Bundeswehrangehörige noch nicht volljährig. .... Demnach ist die Zahl der Minderjährigen [Kindersoldaten] seit 2011 von 689 auf aktuell 1576 pro Jahr gestiegen.“ Weiter im Inschrift Text, „Der Patenstadt Mainz - Deutschlands Kriegsmarine - Deutschem Kreuzergeist zur Ehre - Für die Wahrung des Rechts u. Wahrung der Ehre des Reichs - In allen Meeren Schutz dem Frieden der Welt“ Mit dem Kreuzer „Mainz“, ausgerüstet mit Torpedos, wird an dieser Stelle für Krieg geworben. Auch die Bundeswehr lässt sich von dem Gedanken leiten „den freien und ungehinderten Welthandel als Grundlage unseres Wohlstands zufördern und dabei die Kluft zwischen armen und reichen Weltregionen überwinden zu helfen.“ (Zitat aus dem Weißbuch 2016 des Bundesministeriums der Verteidigung). Die Sicherheit der Bundesrepublik Deutschland soll offensichtlich mit Drohung und Einsatz von Waffen erreicht werden. Bereits Produktion und Export von Waffen schafft Armut statt sie zu beseitigen und fördert neue Kriege. Mit Waffen lässt sich kein Weltfriede herstellen.

Herr Oberbürgermeister, Sie wiesen mich vor zwei Jahren auf die Sanierung der St. Christophskirche als Gedenkstätte zum 70. Jahrestag der Zerstörung am 27. Februar 2015 hin. Das im Zweiten Weltkrieg zerstörte christliche Gotteshaus wurde zu einem Beispiel angemessener Kriegstotenehrung. Nicht so das Kriegsmarinedenkmal.

Ich bitte Sie erneut, dem Marineverein nicht wieder einen steuerfinanzierten Kranz zur Totenehrung, zu überlassen.

Mit antimilitaristischen pazifistische Grüßen

Hans Ripper
Friedensaktivist und Mitglied der DFG-VK

 

Vorgeschichte

Dass am Kriegsmarinedenkmal alljährlich am „Volkstrauertag“ ein Kranz des Oberbürgermeisters der Stadt Mainz angebracht wird, wird seit Jahren von der DFG-VK und anderen kritisiert.

Ein Überblick über die Ereignisse

Was mit dem Kranz 2015 geschah

Was mit dem Kranz 2014 geschah

Interview der Zwischenzeit mit Hans Ripper, 22.11.2016

Letztes Update: 23.11.2016, 16:31 Uhr