Deutsche Friedensgesellschaft - Vereinigte KriegsdienstgegnerInnen Mainz-Wiesbaden

Rede von Uta Binz (DFG-VK Mainz-Wiesbaden)

bei der Antikriegstagskundgebung in Mainz, 31. August 2024

 

Liebe Zuhörer und Zuhörerinnen,
 
die Idee für einen Antikriegstag war schon 1845 in England aufgekommen. Unter der Parole "Nie wieder Krieg" rief die von Bertha von Suttner mitgegründete DFG und das Bündnis Neues Vaterland eine Kampagne ins Leben, die an die Gräuel des 1. Weltkriegs erinnern und Menschen aufrufen sollte, sich für eine dauerhafte Friedenspolitik einzusetzen. -
 
Zu grausam waren die beiden Weltkriege, die allein in Europa Abermillionen Menschenleben auslöschte. - Blickt man zurück in die Geschichte der letzten 3500 Jahre, so sieht man mit Schrecken, dass nur ca. 250 Jahre Frieden herrschte. - Es ist allerhöchste Zeit, eine wirkliche Zeitenwende herbeizuführen, in der Konflikte, auch Eroberungen, nicht mehr mit militärischen Mitteln beseitigt werden. -
 
Aber in Europa sind inzwischen Generationen herangewachsen, die Krieg nicht mehr aus eigener bitterer Erfahrung kennen. - Dazu gehört auch Harald Martenstein, der in einer Beilage der Zeit einen Artikel veröffentlichte mit der Überschrift "Über das Sterben im Krieg und die Freiheit, sich trotzdem für ihn zu entscheiden". Erschütternd für mich ist, dass er die Freiheit, ein hohes, erstrebenswertes Gut, missbraucht um einen möglichen Suizid und das Morden im Krieg zu rechtfertigen. - Im Text wird dann noch über den traurigen Abschied einer Ukrainerin von ihrem Freund geschrieben, der an die Front muss und den sie vielleicht nicht wiedersieht. - Also das Ideal Freiheit ist demnach wertvoller als das Leben. - Frieden sei zwar besser als Krieg, aber der sei im Falle von Hitlerdeutschland unumstritten  nötig gewesen. - Hitler hätte seine Gegner, auch die Juden und ein paar Millionen "Untermenschen" zwar umgebracht, hätte man ihn gewähren lassen, letztlich wären aber über 60 Millionen weniger gestorben, wäre es nicht zum Weltkrieg gekommen. - Weiter heißt es bei Martenstein zynisch, es käme nicht auf die Zahl an, die sterben, sondern auf die Weise, in welcher Welt man leben möchte, und der Freiheit verdanken wir oft Kriege. -
 
Also wieder werden Leben zu Gunsten eines Ideals, einer Ideologie geopfert. - Ich vermute, dass viele leider wie Martenstein denken. Man sieht das auch an den Entscheidungen der jetzigen Regierungen, weiterhin die Ukraine mit Waffen zu beliefern und dafür die Gefahr für Deutschland (Europa etc.) durch den Eroberer Putin in Kauf zu nehmen. - Stemmen sich Pazifisten gegen Krieg, muss das nicht zwangsläufig bedeuten, tatenlos alles hinzunehmen. Verhandlungen, Kompromisse, soziale Verteidigung sind Chancen, weniger Tote beklagen zu müssen als in Kriegen.
 
Niemals darf menschliches Leben in seiner Einmaligkeit für einen Zweck oder eine Ideologie vernichtet werden.

Letztes Update: 09.09.2024, 21:51 Uhr