Deutsche Friedensgesellschaft - Vereinigte KriegsdienstgegnerInnen Mainz-Wiesbaden

Gedenkveranstaltung zum 12. Jahrestag

Fukushima mahnt:

Ausstieg aus der Atomkraft jetzt!

MAINZ

Samstag, 11. März 2023

Gutenbergplatz, 14 Uhr

Video von Quer-TV Mainz:
Fukushima-Gedenken in Mainz, 11.3.2023,
12.12 min

Es sprachen: Dr. Gernot Lennert (DFG-VK), Ute Wellstein (IPPNW), Jürgen Nieth, Beate Körsgen (Versöhnungsbund)


Themen:
Fukushima: Zwölf Jahre nach dem GAU
Weltweit: Atomreaktoren in Erdbebengebieten
Deutschland: Atomkraftwerke für immer?
Weltweit: Atomwaffen ethisch vertretbar?

 
Am 11. März 2011 wurde das japanische Atomkraftwerk Fukushima in einem hochgefährdeten Erdbebengebiet von einem Tsunami überschwemmt und erlitt dadurch einen Super-GAU. Die Katastrophe setzte Radioaktivität frei, die eine Million Jahre strahlt. Insgesamt starben rund 20.000 Menschen. Hunderttausende verloren ihr Zuhause. Luft, Böden, Nahrungsmittel sowie Trink- und Meerwasser in der Umgebung wurden radioaktiv verseucht, die Tier- und Pflanzenwelt zerstört. Die Rate z.B. an Schilddrüsenkrebs bei Menschen erhöhte sich um ein Vielfaches. Einige Gebiete sind bereits zur Wiederbesiedlung freigegeben, obwohl die Dekontaminierung nicht abgeschlossen ist. Jetzt will die japanische Regierung trotzdem alte Reaktoren wieder in Betrieb nehmen und neue bauen. Nicht nur Strahlenopfer wehren sich, sondern es gibt auch darüber hinaus zivilen Widerstand in Form einer starken Anti-AKW-Bewegung.
 
In Deutschland hat der GAU in Fukushima endlich zu einem Umdenken in großen Teilen der Bevölkerung  und zu einer Energiewende geführt - leider durch Einflussnahme aus manchen Partei- und Wirtschaftskreisen nicht konsequent. Angesichts der Energiekrise beschloss die Bundesregierung sogar, drei Atommeiler zeitweise weiterlaufen zu lassen, obwohl wir deren Strom nicht brauchen. Gefährdung durch Atomkraft ohne Ende?
 
Gleichzeitig verweisen Erdbeben wie jetzt in der Türkei und in Syrien auf die Schwächen der Atomkraftwerke, die in solchen Gebieten gebaut werden. Nur 600 km entfernt vom Epizentrum des Bebens steht z.B. der Atommeiler Akkuyu, in einer geologischen Bruchzone, wie wir sie auch im rheinischen Becken haben. Dieses Gefährdungspotenzial hat in Rheinland-Pfalz dazu geführt, dass das AKW Mülheim-Kärlich abgeschaltet wurde - dank der Proteste aus der Bevölkerung und von Umweltschutzverbänden.
 
Aktuell macht Putins Angriffskrieg in der Ukraine die Gefährdung der Bevölkerung durch Atomkraftanlagen und Atomwaffenarsenale nur allzu deutlich. Was passiert, wenn Bomben auf die einen oder anderen fallen? Unermessliche Zerstörung wäre die Folge.
 
Die militärische Schwester der zivilen Atomkraft ist die weitaus zerstörerische Atombombe. Was sie anrichten kann, haben Hiroshima und Nagasaki gezeigt. In Büchel, bei uns in Rheinland-Pfalz, lagern 20 Atomwaffen. Sie sind eine permanente Bedrohung für die Bevölkerung. Vor zwei Jahren trat der internationale Atomwaffenverbotsvertrag in Kraft, den inzwischen 91 Staaten unterschrieben haben. Deutschland nicht.
Warum?
 
Angesichts der geschilderten Gefahren fordern wir von der Bundesregierung, in unserem Namen und im Namen der kommenden Generationen:

Legt alle Atomkraftwerke still!

Unterschreibt den Atomwaffenverbotsvertrag!      

 

Es laden ein:

  • IPPNW - Internationale Ärzt*innen für die Verhütung des Atomkrieges - Ärzt*innen in sozialer Verantwortung,  Mainz-Wiesbaden,
  • Internationaler Versöhnungsbund - Regionalgruppe Mainz
  • Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND)
  • Deutsche Friedensgesellschaft - Vereinigte KriegsdienstgegnerInnen (DFG-VK) Mainz-Wiesbaden
  • Internationale Kampagne zur Abschaffung von Atomwaffen (ICAN)
     

Atomwaffen nicht nur verbieten, sondern abschaffen!

Rede von Dr. Gernot Lennert, Landesgeschäftsführer der
Deutschen Friedensgeselllschaft – Vereinigte KriegsdienstgegnerInnen (DFG-VK) Rheinland-Pfalz


bei der Kundgebung
Fukushima mahnt: Ausstieg aus der Atomkraft jetzt!
Mainz, 11. März 2023

Militärische und zivile Nutzung der Atomenergie waren von Anfang an untrennbar miteinander verknüpft. Den ersten Atombomben folgten die Atomkraftwerke. Die Infrastruktur für Atomkraftwerke dient als Grundlage für den Bau von Atombomben. Es führt ein direkter Weg von Hiroshima nach Fukushima und zurück.

Wir erleben zwei gegenläufige Tendenzen:

Einerseits sind Atomwaffen rechtlich mehr geächtet denn je, seitdem 2021 der Atomwaffenverbotsvertrag der Vereinten Nationen in Kraft trat, der mittlerweile von 68 Vertragsparteien ratifiziert wurde, leider nicht von den Atommächten und ihren Verbündeten.

Andererseits ist die Atomkriegsgefahr größer als jemals zuvor. Das Bulletin of the Atomic Scientists zeigt seit 1947 jedes Jahr in der sogenannten Doomsday Clock, der Weltuntergangsuhr, an, wie hoch führende Atomwissenschaftler und –wissenschaftlerinnen die Atomkriegsgefahr einschätzen: Seit Januar 2023 steht die Uhr auf 90 Sekunden vor Mitternacht. So groß war die Gefahr zuvor noch nie. Die noch halbwegs überschaubare Bipolarität im Ost-West-Konflikt ist einem nuklearen Dschungel mit neun konkurrierenden Atommächten gewichen.

Die Bemühungen für die Abschaffung von Atomwaffen haben zwei große Rückschläge erlitten. Die Ukraine hatte ihre Atomwaffen Russland überlassen. Im Gegenzug wurden der Ukraine 1994 ihre Souveränität und ihre territoriale Integrität garantiert. 2014 wurde genau diese Zusicherung gebrochen: Ausgerechnet die Garantiemacht Russland brach diese Zusicherung, indem sie die Krim annektierte und im Donbas eingriff. Wie soll jetzt noch ein Atomwaffenstaat überzeugt werden, im Austausch gegen Sicherheitsgarantien seine Nuklearwaffen aufzugeben?

Im Ost-West-Konflikt wurde Nuklearwaffen zugesprochen, dass sie einen Weltkrieg verhinderten. Regionalkriege und Stellvertreterkriege gab es trotzdem, und heute wissen wir, wie nah der nukleare Weltuntergang mehrmals war. Später galten Atomwaffen als Abschreckung gegen andere Atommächte.

Im Ukraine-Krieg fungieren Atomwaffen sogar als Schutzschirm für den Aggressor Russland, dessen Angriff durch Atomwaffen und die Drohung mit Atomwaffen ermöglicht wird. Der Krieg in der Ukraine kann leicht zum nuklearen Weltkrieg eskalieren, ebenso auch die Konflikte in Ostasien.  Dass Russland den New-START-Vertrag, der Obergrenzen für Atomwaffen und die Reduktion von Atomwaffen vorsieht, aussetzt, erhöht die Atomkriegsgefahr.

Die westlichen Staaten sind weit davon entfernt, Atomwaffen abzuschaffen. Sie werden sogar modernisiert und die neuen Hyperschallraketen sollen in Mainz-Kastel stationiert werden.

Atomwaffen müssen abgeschafft werden. Im Spiel mit dem Feuer wird das Feuer irgendwann ausbrechen. Solange es Atomwaffen auf der Welt gibt, ist es wahrscheinlich, dass diese auch irgendwann eingesetzt werden. Wir können von Glück sprechen, dass wir bislang so glimpflich davongekommen sind.

Lasst uns die Atomwaffen abschaffen, bevor sie uns abschaffen!

Als erste Schritte für Deutschland bieten sich an:
Unterzeichnung des Atomwaffenverbotsvertrags!
Schluss mit der nuklearen Teilhabe Deutschlands!
Abzug der Atombomben in Büchel!

Letztes Update: 18.03.2023, 14:32 Uhr