Aktuell > Kriegsverherrlichung in Mainz > Kein Kranz OB Haase
Im Unterschied zu seinem Vorgänger OB Ebling (SPD) hat der neu gewählte Mainzer OB Haase (parteilos) zum Volkstrauertag 2023 keinen Kranz im Namens des Oberbürgermeisters am Kriegsmarinedenkmal aufgehängt.
OB Ebling ist dafür jahrelang kritisiert worden, vor allem weil die Inschrift des Kriegsmarinedenkmals weit davon entfernt ist, nur der Kriegstoten zu gedenken. Der Denkmaltext geht sogar über die so häufige Verherrlichung vergangener Kriege weit hinaus, weil er zukünftige "Geschlechter zur Nacheiferung" aufhetzen soll. Das Denkmal diente der ideologischen Vorbereitung auf den von den Nazis entfachten Zweiten Weltkrieg, den Nazi-Deutschland kurz nach Errichtung des Denkmals 1939 begann.
Auf dem Höhepunkt der langjährigen Proteste hat 2014 der Friedensaktivist Hans Ripper den Kranz vom Denkmal abgenommen und OB Ebling ins Büro getragen, was auch in einem Video von Quer TV Mainz dokumentiert wurde.
Dass OB Haase mit OB Eblings alljährlicher Kranzaufhängung gebrochen hat, wurde von Michael Bermeitinger, Redakteur der Allgemeinen Zeitung (Mainz), vehement kritisiert. (Allgemeine Zeitung 17.11.2023) Es folgte eine Leserbriefdebatte in der Allgemeinen Zeitung. Aus dieser Debatte dokumentieren wir nachfolgend zwei der zahlreichen veröffentlichten Zuschriften (2.12.2023), deren Autorinnen uns die Texte zur Veröffentlichung an dieser Stelle dankenswerterweise zur Verfügung gestellt haben.
Ein Dankeschön an OB Nino Haase, der mit der unseligen Tradition bricht, einen Kranz am Marine-Ehrenmal ablegen zu lassen. Auf der Inschrift des Denkmals heißt es nämlich unter anderem "künftigen Geschlechtern zur Nacheiferung" . Das ist aus meiner Sicht eine Aufforderung, Kriege zu führen, statt "Frieden zu schaffen ohne Waffen", die einzige Möglichkeit, Menschenleben in Konflikten zu bewahren. Blumen und Kränze an Gräbern von gefallenen Soldaten (und Zivilisten) als Zeichen der Trauer und des Gedenkens sollten als gute Tradition bestehen bleiben, auch im Hinblick darauf, dass viele auf Befehl in den Krieg ziehen mussten. Uta Binz Mainz
Der Mainzer Oberbürgermeister Nino Haase hat getan, was viele pazifistisch eingestellte Menschen aufatmen lässt: Er möchte am Volkstrauertag keinen Kranz am Marine-Ehrenmal am Fischtorplatz niederlegen lassen, so wie es Jahr für Jahr geschehen ist. Gut so! In seinen beiden Artikeln bedauert der Redakteur Michael Bermeitinger die Beendigung der Kranzniederlegung. Er negiert die eindeutige Kriegsverherrlichung des Mahnmals. Hierbei lohnt es sich, sich dessen Inschrift näher anzuschauen. Sie lautet: "Den Gefallenen zum Gedächtnis - Den Lebenden zur Anerkennung - Künftigen Geschlechtern zur Nacheiferung." Ist nicht gerade in der heutigen Zeit, wo es leider an allzu vielen Orten in der Welt Krieg gibt, besonders der Passus „künftigen Geschlechtern zur Nacheiferung“ vollkommen fehl am Platz? Deeskalation, Verhandlungen, Diplomatie sollten die Schritte in die Zukunft sein, nicht Heldentum und „Mannesmut“. Das Denkmal wurde 1939 in der Nazizeit errichtet. Geschichtsvergessenheit hat zu Zeiten des Internet sowieso Hochkonjunktur. In den verschiedenen Blasen lässt sich so allerhand finden, nur leider selten der Ruf nach friedlicher Konfliktbeilegung. Braucht es da noch mehr Unterstützung der militär- und kriegsverherrlichenden Seite? Sollten heutige Generationen wirklich den Soldaten nacheifern, wie es das Ehrenmal aussagt? Sind die christlichen Forderungen „Schwerter zu Pflugscharen“, „selig, die Frieden stiften“, „liebt eure Feinde“ wirklich heute überholt? Veronika Gielow Wiesbaden